Generation Z in Führung?
Bisher wurde oft diskutiert, dass Mitarbeiter der Generation Z schwer zu führen sind. Doch nun steht uns die nächste Herausforderung bevor. Gerade in der Gastronomie und Hotellerie kommt der Führungsnachwuchs vermehrt aus der Generation Z. Dabei stellt sich die Frage, ob Angehörige der nächsten Generation überhaupt noch bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen. Bevor wir jedoch Mitarbeiter der Generation Z in Schubladen stecken mit Aussagen wie “Die jungen Mitarbeiter können nichts mehr ab!” oder “Sie sollten erst einmal lernen zu arbeiten!”, lohnt es sich, genauer hinzuschauen, wo die wirklichen Herausforderungen liegen…
Sind Mitglieder der Generation Z tatsächlich verweichlicht??
Sind Mitglieder der Generation Z tatsächlich verweichlicht und zeichnen sie sich hauptsächlich durch mangelnde Arbeitsmoral und Freizeitorientierung aus? Natürlich dürfen wir nicht alle über einen Kamm scheren. Dennoch müssen wir uns wohl zumindest einer unangenehmen Wahrheit stellen: Was sollen Menschen werden, die von klein auf der Star in ihrer Familie sind, deren Freunde “Fans” heißen und deren Verhalten anhand von “Likes” gemessen wird? Und wie sollen sich diese Personen im Leben behaupten, wenn sie oft nicht einmal alleine den Schulweg bewältigen mussten oder durften?
Jedoch können wir hier nicht von “Verweichlichung” sprechen. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Leben in der analogen Welt manchmal hart sein kann. Das Leben in der digitalen Welt hingegen ist gnadenlos und vergisst nichts. Es ist also Unsinn zu behaupten, dass Mitarbeiter der Generation Z nichts aushalten können. Richtig ist jedoch, dass manche Mitarbeiter aus den neuen Generationen Schwierigkeiten mit Aspekten wie Kritikfähigkeit, Konfliktbewältigung, Stressmanagement und dem Umgang mit leichten oder schweren Krisen haben. Hier haben wir zukünftig nur drei Alternativen: Entweder schaffen wir Arbeitssysteme, in denen Mitarbeiter solchen Belastungen wie Stress oder Kritik nicht ausgesetzt sind, oder wir vermitteln den jüngeren Mitarbeitern Fähigkeiten wie Stressbewältigung und Kritikfähigkeit, oder wir akzeptieren, dass uns dauerhaft Arbeitskräfte fehlen werden.
Wenn wir mittelfristig niemanden mehr aus der Generation Z finden, der bereit ist, Führungsaufgaben zu übernehmen, wird das früher oder später zu weiteren Problemen führen. Warum sollte ich als junger Mensch überhaupt Führungskraft werden wollen? Wegen des Geldes oder aus “Ehre”? Statistisch betrachtet (Statista 2023, Studie aus dem Jahr 2022, V. Pawlik) ist “Erfolg im Beruf” mit 60,4 % der Befragten erst an 7. Stelle, und “hohes Einkommen” mit 48,6 % der Befragten erst weit abgeschlagen an 13. Stelle der Wertorientierung. Wenn ich eine Führungsposition übernehme, muss ich mich mit einer Menge Probleme auseinandersetzen, wie zum Beispiel internen Konflikten, Personalmangel und der Durchsetzung von Richtlinien und Zielen. Mit anderen Worten: Wenn ich zum Beispiel Schichtleiter werde, muss ich für 200 Euro mehr brutto im Monat meine gute Beziehung zu meinen Kollegen aufs Spiel setzen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass laut der oben genannten Statistik die Beziehung zu anderen Menschen und “gute Freunde” mit 90,9 % an erster Stelle auf der Wunschliste steht.
Interessant ist auch der Blick auf den zweiten Platz. Hier steht “Spaß haben und das Leben genießen” mit immerhin 82 %. Im Vergleich dazu ist dieser Punkt für nur 63,4 % der Generation X wichtig. Zwar denkt man nicht als Erstes an “Spaß haben und das Leben genießen”, wenn man an Führungsaufgaben denkt, aber es ist bedenkenswert, was eine Generation von der anderen lernen kann. Wenn wir weiterhin Mitarbeitern erklären wollen, dass der Beruf des Gastgebers bedeutet, Yoga-Kurse, Fußballvereine, Fitnessstudios usw. aufzugeben, weil all das kurzfristig ausfallen muss, wenn Gäste oder der Betrieb es erfordern, wird es immer schwieriger, Mitarbeiter oder gar Führungskräfte in der Gastronomie und Hotellerie zu finden.
Das Erleben starker Emotionen und Spannung liegt mit 62,7 % wieder im oberen Bereich (im Vergleich zur Generation X: 34,5 %!!!), und die neue Generation ist auch wieder bereit, Neues zu lernen, mit 55,4 % (im Vergleich zur Generation X: 49,7 %). Wir müssen also unsere Ansprache ändern, um Generation Z-Mitarbeiter für Führungsaufgaben zu begeistern. Zusätzlich schlage ich fünf Sofortmaßnahmen vor:
- Abschied von Befehl und Kontrolle
Endlich müssen alle Führungskräfte und Unternehmer in der Branche verstehen, dass der Führungsstil von “Befehl und Kontrolle” ausgedient hat. Weder Mitarbeiter noch Führungskräfte haben Lust auf Führung, die noch aus den 1980er Jahren stammt. Führungskräfte der Generation Z müssen mit agilen Arbeitsmethoden, moderner Führungskultur und allen erforderlichen digitalen Werkzeugen ausgestattet sein.
- Methodenkompetenz
Eine junge Führungskraft ohne Schulung in Führungsmethoden und -instrumenten ins Rennen zu schicken, ist fahrlässig und bedeutet, sie ins offene Messer laufen zu lassen. Viele heutige Führungskräfte haben schmerzlich durch “Versuch und Irrtum” gelernt. Diese Frustrationstoleranz lässt sich bei den neuen Generationen (zu Recht) nur schwer erklären. Diesen Fehler dürfen wir nicht wiederholen!
- Wertschätzung der Bereitschaft
Wer heute bereit ist, Führungsaufgaben zu übernehmen, braucht weder eine “harte Hand” noch “kaltes Wasser”, sondern viel Wertschätzung, Respekt und Dankbarkeit für die Bereitschaft, auch schwierige Situationen bewältigen zu wollen.
- Coaching
Führung und Misserfolge greifen oft das eigene Selbstwertgefühl an. Coaching oder Supervision kann dabei helfen, die Dinge in die richtige Perspektive zu setzen, sich abzugrenzen und eine starke Denkweise beizubehalten. Dies kann entweder intern durch speziell geschulte Mitarbeiter im Unternehmen erfolgen oder im Zweifelsfall extern.
- Mentoring
Wie löst man eigentlich Konflikte? Wie geht man mit Frustration um und überwindet Rückschläge? Moderne Führung erfordert nicht nur Kompetenz und eine starke Denkweise, sondern auch eine Vielzahl von Charakterstärken wie Ausdauer, Mut und Freundlichkeit. Dies wird zunehmend zur Aufgabe der “Seniors” unter den Führungskräften werden: Diese Charakterstärken als “alte Werte” liebevoll zu vermitteln.
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