Simmeth Blog

Mit künstlicher Intelligenz in Führung

Frank Simmeth | 04.06.2023

Von Texten, Übersetzungen über soziale Medien und Blogartikel bis hin zur vollständigen Kommunikation mit Gästen und Kunden ist ChatGPT derzeit in aller Munde und den Möglichkeiten der KI sind scheinbar keine Grenzen gesetzt. Bei genauerem Hinsehen stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht ganz korrekt ist. Tatsächlich haben bis April 2023 nur etwa 20 % der Menschen ChatGPT konkret genutzt. KI ist also nicht wirklich allgegenwärtig, sondern eher in den Köpfen präsent. Dies bringt insbesondere für Führungskräfte einige Herausforderungen mit sich.

Wir machen ähnliche Erfahrungen, wenn wir die Teilnehmer unserer Seminare befragen. Nahezu alle haben bereits von KI gehört, und diejenigen, die beispielsweise ChatGPT noch nicht aktiv im Alltag nutzen, haben oft Angst und Vorbehalte gegenüber den kommenden Entwicklungen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass diese Bedenken nicht unbegründet sind. Was soll man auch denken, wenn in den Medien bereits vor einer “Vernichtung der Menschheit durch KI” gewarnt wird (Die Zeit, 30. Mai 2023)? Die Tatsache ist, dass KI früher oder später in jedem Unternehmen Einzug halten und zu erheblichen Veränderungen führen wird. Die eigentliche Frage ist, ob man mit KI an der Spitze sein will.

Wenn ein Mitarbeiter einem Gast oder Kunden im echten Leben begegnet, steht kein ChatGPT zur Verfügung, um bei der Formulierung zu helfen.

Führungskräfte und Unternehmer dürfen die Chancen und Herausforderungen auf keinen Fall ignorieren. Die Frage lautet nicht nur, wie man die neuen Möglichkeiten am besten nutzt, sondern auch, wie man seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesem Weg mitnimmt und unterstützt. Man darf nicht vergessen, dass viele immer noch mit der Digitalisierung überfordert sind und sich manchmal lieber abwenden, anstatt sich offen mit den aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen. KI erfordert daher von Führungskräften kluge Strategien und viel Empathie. Hier sind fünf Dinge, die Führungskräfte und Unternehmer jetzt keinesfalls verschlafen dürfen:

  1. Ängste gemeinsam bewältigen

Es ist verständlich, dass nicht jeder Mitarbeiter sofort begeistert von ChatGPT ist. Die Tatsache, dass Texte, Recherchen, Formulierungen und Lösungen, für die früher ganze Teams Tage oder Wochen gebraucht haben, nun innerhalb von Minuten erledigt werden können, bereitet einigen Mitarbeitern Kopfzerbrechen und echte Sorgen. In unserer Branche, in der wir uns fragen, wie wir genügend Mitarbeiter gewinnen können, fragen sich einige Mitarbeiter, ob sie überhaupt noch gebraucht werden. Sätze wie “Bin ich noch gut genug?”, “Verstehe ich das alles noch?” und “Werde ich noch gebraucht?” beschäftigen viele Mitarbeiter ständig. Dies kostet nicht nur Energie, sondern bindet auch wichtige Ressourcen. Offene Gespräche oder Teamtreffen, um solche Themen anzusprechen und gemeinsam zu bewältigen, können hier hilfreich sein.

  1. Zeigen und Schulen

Spätestens seit “Harry Potter” sollte klar sein, dass man Dinge nur bewältigen und gegebenenfalls bekämpfen kann, wenn man ihnen einen Namen gibt und genau hinschaut. Beim Thema KI ist “gefährliches Halbwissen” oder Hörensagen definitiv die falsche Wahl. Was hier hilft, ist echte Kompetenz. Führungskräfte sollten den Umgang mit ChatGPT zeigen und Trainingssitzungen für ihr Team anbieten. Wie kann man die Ergebnisse genauer, besser und passender gestalten? Welche verschiedenen Eingabemöglichkeiten gibt es überhaupt? Dies kann auch spielerisch und unterhaltsam gestaltet werden. Zum Beispiel könnte das Team gemeinsam eine “Unternehmensmärchen” schreiben und dann ChatGPT die gleiche Aufgabe übernehmen lassen. Anschließend kann man die Vor- und Nachteile der Ergebnisse vergleichen. Sobald die Mitarbeiter erste Erfahrungen mit dem Tool gesammelt haben, können sie auch Ideen einbringen, wie es im Unternehmen sinnvoll genutzt werden kann.

  1. Veränderungen vorausdenken

Wird es in Zukunft beispielsweise noch eine Rezeption geben? Macht es wirklich Sinn, 10, 20 oder 30 % der Arbeitszeit damit zu verbringen, Kunden- und Gästeanfragen zu beantworten? Eine kritische Auseinandersetzung mit internen Prozessen hilft nicht nur dabei, sich zukunftsorientiert aufzustellen, sondern gibt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit. So können sie frühzeitig planen, wie ihr zukünftiger Arbeitsplatz aussehen könnte, und die erforderlichen Kompetenzen dafür entwickeln.

  1. Chancen nutzen

Mit einem Streichholz kann man Dinge entweder beleuchten oder abbrennen. Die Frage ist nicht, ob das Streichholz gut oder schlecht ist, sondern wie man es nutzt! Natürlich kann man mit KI Ressourcen einsparen. Aber KI kann auch Ressourcen freisetzen, um die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern. Ein Chatbot, der KI nutzt, kann beispielsweise eine echte Hilfe für Kunden und Gäste sein. Oder man schafft dadurch mehr Raum, damit der Betrieb wieder menschlicher wird. In unserem Team haben wir uns beispielsweise vorgenommen, mindestens einmal im Monat gemeinsam zu feiern. Am Ende geht es darum, dass Digitalisierung und KI entlasten und nicht belasten sollen.

  1. Gemeinsame Richtlinien entwickeln

Hast du schon einmal mit ChatGPT eine Beziehung beendet oder dein Beileid bei einem Trauerfall ausgedrückt? Mach das ruhig mal “testweise”, um zu sehen, dass KI manchmal überraschend “menschliche” Formulierungen findet. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, welche moralischen und ethischen Richtlinien für die Nutzung von ChatGPT gelten. Für Menschen, denen das Formulieren nicht so leicht fällt, kann das Tool auch in solchen Fällen eine hilfreiche Unterstützung sein. Es ist jedoch wichtig, innerhalb des Teams klare moralische Richtlinien festzulegen, welche Prozesse unterstützt werden dürfen und wo die Individualität jedes Einzelnen im Team bewahrt werden muss. Sätze wie “Das ist doch eigentlich klar” oder “Das darf ich wohl erwarten” haben bei Führungskräften keinen Platz. Es ist hilfreich, diese Themen gemeinsam im Team zu besprechen und gemeinsame Leitlinien zu entwickeln, wie man zukünftig mit KI umgehen möchte.

Mit KI in Führung zu sein bedeutet also, KI als eine Führungsaufgabe zu betrachten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen nicht nur Klarheit, Kompetenz und klare Richtlinien, sondern auch echte Unterstützung. Am Ende dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Branche von Begegnungen lebt. Wenn ein Mitarbeiter einem Gast oder Kunden im echten Leben begegnet, steht kein ChatGPT zur Verfügung, um bei der Formulierung zu helfen.

In Führung zu sein, erfordert in dieser Zeit vor allem eines: Kompetenz! Gerne unterstützen wir dich dabei mit einem unserer prämierten Führungstrainings!

Frank Simmeth

Frank Simmeth ist zertifizierter INLPTA Trainer, ECA Lehr-Coach, Buchautor und Kolumnist. Seit 2003 ist er erfolgreich als selbständiger Trainer für Gastronomie und Hotellerie tätig und begeistert in seinen lebendigen und abwechslungsreichen Seminaren Mitarbeiter wie Führungskräfte gleichermaßen.

Zertifiziertes Lerninstitut

Simmeth-Training ist ECA zertifiziert und zweifacher Finalist des Europäischen Trainingspreises.

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