Ein-GEBILDET?
Warum wir jeden Tag lernen müssen…
Ich wurde in einem Interview vor ein paar Tagen danach gefragt, was ich von „Heizpilzen“ für die kommende kalte Jahreszeit als Lösung für die Gastronomie halte. Also nichts gegen Heizpilze. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das der „Heilsbringer“ der aktuellen Krise ist oder eher nur „Nothilfe“. Wir brauchen ja keine Neuinszenierung alter Lösungen, sondern wirklich neue Lösungen. Das erfordert Kreativität und divergentes Denken. Divergent bedeutet in diesem Zusammenhang: „um die Ecke gedacht“ oder: „aus dem gewöhnlichen Denkrahmen heraus“. Viele Mitarbeiter und Führungskräfte in unserer Branche denken aber ausschließlich konvergent, also linear zu alten Denkmustern. Ganz nach dem Motto: Es wird kalt, also brauchen wir Heizstrahler! Oder: Es kommen weniger Gäste, also müssen wir die Preise heruntersetzen usw…
Neue Lösungen, wie z.B. der Schulterschluss Münchner Wirte zur überbetrieblichen Wirtshaus-Wiesn, erfordern aber neben Mut auch genau dieses divergente Denken, also die Fähigkeit, ganz neue Wege zu beschreiten. Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens, mal anhand von „Modellen“ zu betrachten, wie neue Lösungen entstehen. Also mit anderen Worten: Wie schaffen es andere Unternehmen, wie z.B. Airbnb oder Lieferando, ganze Branchen auf den Kopf zu stellen? Ich habe einmal den Satz eines Kollegen gehört, dass man sich dazu ständig „neu erfinden“ müsse. Ich glaube, dass wir uns klar darüber werden müssen, dass wir vermutlich ziemlich wenig Dinge völlig „neu erfinden“, sondern eher neue Konstellationen finden. Genau das bedeutet der Begriff „Innovation“, also: Erneuerung. Airbnb hat beispielsweise gar nichts erfunden, sondern nur Dinge zusammengesetzt, die es an und für sich bereits gab. Und was solche erfolgreichen Startups übrigens auch alle gemeinsam haben, ist, dass sie den Kunden mit seinen tatsächlichen Bedürfnissen als Dreh- und Angelpunkt nehmen, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Das ist der Kerngedanke solch agiler Methoden wie „Design Thinking“.
Ein Küchenchef, der aber beispielsweise im Küchenchefbüro sitzt und überlegt, was er kommende Woche auf die Speisekarte schreibt, macht ziemlich das Gegenteil solch agiler Strukturen. Und das Ergebnis sind flächendeckend viele Speisekarten, Anrichteweisen und Inszenierungen, die so ähnlich sind, dass man sie praktisch austauschen könnte….
Damit wir hier in der Branche die dringend erforderliche Kreativität und Innovationskraft wieder zurückbekommen, braucht es bei Führungskräften und Mitarbeitern eine Kulturrevolution: Wir müssen wieder zurück ins tägliche Lernen kommen! Lernen bringt nicht nur wichtige neue Impulse in den Alltag, sondern sorgt dafür, dass man im Kopf agil und beweglich bleibt. Mit anderen Worten: Die Zeit, in der man dachte, dass man mit Berufsausbildung, Studium oder Meisterausbildung und eventuell einem Seminar im Jahr sein Berufsleben “durchstehen” kann, ist endgültig vorbei!
Ich persönlich musste zum Beispiel alleine das letzte halbe Jahr so viel lernen, wie nahezu noch nie. Die erforderlichen Veränderungen unseres Unternehmens haben dazu geführt, dass ich mich in Tontechnik, Live-Moderation, Bildbearbeitung und Studioausstattung einlesen musste, dass ich „Teams“ lernen musste und wie man Online-Inhalte so vermittelt, dass Teilnehmer auch am Bildschirm Spaß haben. Gleichzeitig erfordert mein Produkt jede Woche ein „Update“! Wie in jedem Restaurant oder Hotel haben auch unsere Kunden eine Nulltoleranz für Mittelmaß. Jede Speisekarte die also genauso aussieht wie beim Nachbarn, ist eine Gefahr fürs betriebliche Überleben. Ich habe kein Verständnis dafür, wie man das mit „Wissen“, das 10 oder 20 Jahre alt ist heute noch managen möchte. Nichts gegen Erfahrung. Diese bezieht sich aber immer nur auf Vergangenheit…
Auf Führungskräfte kommt hier eine ganz besondere Aufgabe zu. Jene Mitarbeiter wieder ins tägliche Lernen zu bringen, die glauben, dass 10 oder 12 Jahre Schule völlig ausreichend sind und die „Lernen“ jeher als schrecklich empfunden haben, ist alles andere als leicht. Am besten geht das, indem “Lernen” Teil der Betriebskultur wird, indem man beispielsweise interne Bibliotheken mit Fachliteratur einrichtet, Zugang zu Online-Akademien und Weiterbildungen schafft, kleine Lerneinheiten ins tägliche Briefing übernimmt usw. Aber auch, indem man den Mitarbeitern explizit klar macht und vereinbart, dass Lernen und Weiterentwicklung zu den betrieblichen Anforderungen und damit zu den Spielregeln gehört.
Teams, die bis in die Haarspitzen flexibel, top ausgebildet und veränderungsbereit sind, werden gemeinsam vielleicht noch andere Lösungen finden als den Heizpilz, jetzt wo es kälter wird…
Unsere “simmethsche” Lösung, Mitarbeiter wieder ins tägliche Lernen zu bringen findest du hier