Corona! Was nun?
Das Coronavirus verdeutlicht eigentlich nur wieder, dass man als Unternehmer in unserer VUKA-Welt immer auf plötzliche Veränderungen vorbereitet sein muss. Alle großen Themen dieser Zeit haben das Zeug für handfeste Krisen. Agil, und damit beweglich und vor allem flexibel im Kopf zu sein, wird also eine Kernkompetenz aller zukünftiger Führungskräfte und Unternehmer sein.
Wir erleben momentan zwei völlig gegensätzliche Haltungen unter Kunden, Teilnehmern und Gästen. Der eine Teil reagiert mit Ignoranz und bezeichnet das ganze Thema als „Mumpitz“ und der andere Teil mit Hysterie, die von Schockstarre bis zu Weltuntergangsphantasien reicht. Beides ist meines Erachtens unangemessen. Unsere momentane Situation erfordert viel eher Achtsamkeit, also Bewusstheit. Konkret bedeutet das die Fähigkeit, momentane Informationen zu betrachten, zu bewerten und zu agieren, ohne gleich in Aktionismus zu verfallen.
Noch ein paar Wochen zuvor haben wir alle geächzt unter dem hohen Druck, den uns der Fachkräftemangel aufgezwungen hat und über Mitarbeiter, die am Limit gearbeitet haben. Vielleicht ist die momentane Situation also perfekt geeignet dazu, kurz innezuhalten, durchzuatmen und sich kurz zu sortieren und wieder gestärkt durchzustarten. Ich schlage deshalb 5 Sofortmaßnahmen vor:
- Für Sicherheit sorgen
Während Unternehmer und Führungskräfte hinter verschlossenen Türen bereits Notfallpläne entwickeln, sind die Mitarbeiter sich selbst überlassen. Aber auch unter den Mitarbeitern gibt es oftmals Haltungen zwischen Hysterie und Ignoranz. Als wichtigste Maßnahme ist deshalb eine Besprechung mit möglichst allen Mitarbeitern erforderlich. Was ist im Betrieb das „Worst-Case-Scenario“? Was bedeutet es für den Betrieb wenn nun die Umsätze ausbleiben und das Geschäft dramatisch zurückgeht. Wie sehen die Rücklagen aus, in wie weit bleibt der Betrieb handlungsfähig? Gibt es denn im schlechtesten Fall überbrückende Lösungen wie z.B. Kurzarbeit? Was würde das für jeden Mitarbeiter bedeuten?
Sind solche Fragen nicht geklärt, sorgt das im kompletten Team für Unsicherheit. Aber auch unbequeme Wahrheiten dürfen und müssen hier zur Sprache gebracht werden. Klarheit bringt Menschen ins Handeln. Unsicherheit hingegen macht krank!
Solche Meetings sind übrigens auch der richtige Zeitpunkt, klare Verhaltensregeln zu vereinbaren über die Personalhygiene und über den Umgang mit Gästen. Begrüße ich z.B. meine Gäste weiterhin mit Handschlag oder nicht….
- Alle Ressourcen nutzen
Warum sollte man Probleme alleine lösen? Mitarbeiter mit ihren Stärken und Talenten mehr in Verantwortung zu nehmen, ist ja seit jeher nicht wirklich etwas, was unsere Branche auszeichnet. Vielleicht ist die jetzige Situation aber perfekt geeignet, um genau das zu lernen. Auch Mitarbeiter haben tolle Ideen, wie man Kosten einsparen kann, wie man Gästen gegenüber reagieren kann. Mitarbeiter sind auch ganz oft bereit, eigene Bedürfnisse vorübergehend zurückzustellen für das „Große und Ganze“.
Es ist sehr geschickt, seine Mitarbeiter jetzt bei der Problemlösung mit einzubeziehen und deshalb Vorschläge und Ideen abzufordern. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man als Unternehmer und Führungskraft Impulse genau von der Stelle zurückbekommt, an der auch die Probleme tatsächlich auftreten. Auch für den Mitarbeiter selbst ist das geschickt. Wenn man an der Problemlösung beteiligt ist, gibt das auch immer das Gefühl, selbst etwas tun zu können. Nur zuzusehen und zu akzeptieren welche Entscheidungen andere Treffen, macht im wahrsten Sinne „machtlos“
- Bilden!
Jeder muss sich meines Erachtens bewusst sein, dass jede Krise über kurz oder lang auch wieder endet. Wir können zwar nicht wissen wann genau, wir können aber ganz getrost davon ausgehen, dass auch dieses Thema dem Gewöhnungseffekt unterliegt und deshalb schon in den nächsten Monaten nicht mehr die gleiche Brisanz haben wird. Auch unser Geschäft wird damit wieder zurückkommen. Für Tourismus und Gastronomie gibt es für mich eher viele Gründe anzunehmen, dass unser Geschäft am Ende profitieren wird. Sich deshalb jetzt von seinen Fachkräften zu trennen, ist meines Erachtens fahrlässig. Wie will man denn dann in ein paar Wochen dem Geschäft begegnen? Ich empfehle deshalb, Mitarbeiter in dieser Zeit eher zu pflegen und frei werdende Ressourcen dafür zu nutzen, das Team weiterzubilden und gut aufzustellen.
- Angebot überprüfen
Mein Vater sagte schon zu mir: „Wenn eine Türe zugeht, geht meist eine andere wieder auf!“ Auch in unserem Unternehmen ist das so, dass das eine oder andere Produkt nun temporär weniger gefragt ist oder sogar Stornierungen eintreffen. Die Frage ist nun, wie man die frei werdenden Ressourcen nutzen kann. Eine wichtige Frage finde ich, ob daraus eventuell kurzfristig andere Umsatzkanäle entstehen. Wir verlegen in diesem Sinne beispielsweise einen Teil unserer Produkte online und bieten unseren Kunden Webinare über mentale Stärke an. Gibt es also die Möglichkeit, den Kunden und Gästen etwas anzubieten, was deren Bedarf in der momentanen Situation entspricht? Besteht die Möglichkeit, das eigene Produkt so zu präsentieren, dass auch der Bedarf der Gäste an Sicherheit befriedigt ist? Krisen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft auch um die Ecke zu denken. In diesem Sinne empfehle ich interne Kreativworkshops einzuberufen und gemeinsam zu „brainstormen“. Gibt es die Möglichkeit, das eigene Produkt kurzfristig anzupassen oder sogar ein zusätzliches Produkt anzubieten, was den momentanen Bedarf genau trifft?
- Schwächen aufdecken
Wenn aus dem Team in der momentanen Situation nur Widerstand und schlechte Stimmung statt Ideen und Lösungen kommen, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass eben grundsätzlich etwas im Argen liegt. Segeln bei schönem Wetter ist einfach. Erst beim Sturm zeigt sich doch, ob das Schiff „hochseetauglich“ ist oder eben nicht. Ich finde es sehr geschickt, die momentane Situation als Stresstest für das ganze Unternehmen zu betrachten. Wo bin ich (noch) nicht gut genug aufgestellt? Wo muss ich mein Angebot wieder verbessern? Wo muss der ganze Betrieb flexibler aufgestellt werden, damit die nächste Krise nicht wieder zur gleichen Situation führt.