Von Mut, Zuversicht und Geld…
Eine alte chinesische Geschichte erzählt von einem Bauern in einem armen Dorf. Er galt als reich, denn er besaß ein Pferd, mit dem er pflügte und Lasten beförderte. Eines Tages lief ihm sein Pferd davon. Seine Nachbarn riefen, wie schrecklich das sei, aber der Bauer meinte nur: „Vielleicht ist das so.“ Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte zwei Wildpferde mit. Die Nachbarn freuten sich alle über sein günstiges Geschick, aber der Bauer antwortete erneut: „Vielleicht ist das so“. Am nächsten Tag versuchte der Sohn des Bauern, eines der Wildpferde zu reiten. Das Pferd warf ihn ab und er brach sich beide Beine. Die Nachbarn bekundeten ihm alle ihr Mitgefühl für dieses Missgeschick, aber vom Bauer hörten sie wieder nur ein: „Vielleicht ist das so.“ In der nächsten Woche kamen Rekrutierungsoffiziere ins Dorf, um die jungen Männer zur Armee zu holen. Ein Krieg mit dem Nachbarkönigsreich bahnte sich an. Den Sohn des Bauern wollten sie nicht, weil seine Beine gebrochen waren. Als die Nachbarn ihm sagten, was für ein Glück er hat, antwortete der Bauer: „Vielleicht ist das so…“
Diese schöne Geschichte begleitet mich schon sehr lange und gerade in schwierigen Zeiten nehme ich sie mir gerne noch einmal zur Hand. Aus ihr zeigt sich eben, dass wir aus dem Hier und Jetzt nie sagen können, welche Bedeutung ein Ereignis für unser Leben haben wird. Wir alle erleben ja im Moment ein ziemlich bedeutendes Ereignis und es wird sich erst in Zukunft für jeden von uns individuell zeigen, ob die Auswirkungen wirklich so schlecht waren oder vielleicht sogar hilfreich und gut. Welche Geschichten werden wir in 10 oder 20 Jahren den kommenden Generationen erzählen? Und werden das dann Heldengeschichten oder die vom persönlichen Scheitern?
Viele Menschen in meinem Umfeld sehnen sich gerade zurück ins Jahr 2019. In eine Zeit der großen Möglichkeiten und nahezu unbegrenzten Chancen. Nach einem Kapitalmarkt, der anscheinend keine Grenze nach oben kennt, nach einem Oktoberfest, bei dem sich Menschen gegenseitig mit Champagner bespritzen, einem Weihnachtsgeschäft im Konsumrausch und Werbeschleifen, die uns aufzeigen sollen, dass Haben wichtiger ist als Sein….
Corona hat unserer scheinbar endlosen Dauerparty einen ganz schönen Strich durch die Rechnung gemacht und uns alle mit dickem Schädel und Katerstimmung zurückgelassen. Nichts dagegen, das Leben als großes Fest zu betrachten, Chancen für Erfolg zu nutzen und sich mit dem einen oder anderen Symbol des Erfolges zu belohnen. Die wirklich guten Geschichten bestehen aber nicht nur aus Glück. Schon Aristoteles wusste, dass es für eine großartige Geschichte auch eine „Peripetie“ braucht, also die unerwartete Wendung, da sonst niemand so ein „Theaterstück“ anschauen möchte. Es wäre einfach zu langweilig, ereignislos und leer! Heldengeschichten drehen sich eben nie nur darum, eine Schlacht nach der anderen zu gewinnen, sondern darum, Krisen und große Herausforderungen durch ungebrochenen Mut und Zuversicht zu meistern.
Ein Gastronom erzählte mir letztens verzweifelt, dass er es gerade mit ansehen müsse, wie sich seine Ersparnisse in Luft auflösten und dass er sich viele Sorgen darüber mache, was er seinen Kindern dann hinterlassen werde. Mich machen solche Geschichten sehr nachdenklich, da ich mir überlege, was die Kinder denn tatsächlich brauchen. Werden diese denn irgendwann erfolgreich sein, wenn man versucht, sie sorgenfrei und „wohlbehütet“ in die Zukunft zu schicken oder können Kinder von uns nicht gerade jetzt die wichtigste Botschaft überhaupt lernen, also was man alles braucht, um Krisen selbst lösen zu können? Mögen wir also lieber gerade in dieser Corona-Zeit für unsere Nachkommen zu Helden werden! Die meisten Unternehmer, die ich kenne, sind ja selbst nicht deshalb erfolgreich geworden, weil sie mit großem Vermögen angefangen haben und sich alles leisten konnten, sondern weil sie eine ganze Reihe außergewöhnliche Fähigkeiten haben und diese mit jeder Menge Herz und Mut eingesetzt haben. Ich habe mich jedenfalls dafür entschieden, mich genau auf die Eigenschaften und Fähigkeiten zu verlassen, die mich auch bisher im Leben erfolgreich gemacht haben. Das ist es was mir momentan wirkliche Sicherheit verschafft…
Mit Geld ist das eh so eine Sache, gerade jetzt zeigt sich meines Erachtens voll und ganz, dass Geld einfach nicht glücklich macht, sondern manchmal nur antreibt, Dinge zu tun die wir gar nicht mögen – oder Dinge nicht zu tun, die wir eigentlich lieben. Mein Vater sagte einmal zu mir, dass man am Ende der Tage nichts mitnehmen könne. Heute weiß ich, dass der Satz falsch ist. Wir nehmen nur keinen Besitz mit. Wir nehmen alle unsere Fähigkeiten, unsere Erlebnisse, unsere Erfahrungen mit und alles was wir in unserem Leben jemals gelernt haben. Möge also dieses Leben möglichst EreignisREICH sein und ein ErfahrungsSCHATZ! Die momentane Situation bietet zumindest dafür jede Menge Chancen…