Simmeth Blog

Agil in Gastronomie und Hotellerie?

Frank Simmeth | 18.12.2019

Warum wir die nächste Revolution auf keinen Fall versäumen dürfen….

Was haben eigentlich Polaroid, Nintendo und Blackberry gemeinsam? Ich bin mir sicher, dass schon jetzt die Auszubildenden keine dieser ehemaligen Marktführer mehr kennen. Nur zur Erinnerung: Bis Steve Jobs 2007 das erste iPhone aus der Hosentasche zog, hatte fast jeder im Businessbereich einen Blackberry und das ist gerade mal 12 Jahre her. Genau das beschreibt das Akronym VUKA (volatil, unsicher, komplex und ambivalent). Du bist vielleicht heute noch Marktführer und schon morgen kennt dich keiner mehr.

Die raschen politischen, gesellschaftlichen und vor allem digitalen Veränderungen sorgen dafür, dass unsere (Arbeits)Welt ein unvorhersehbarer, undurchsichtiger und unsicherer Platz geworden ist. Ob das nun ein Platz voller Risiken oder Chancen ist, lässt sich nicht für jeden genau vorhersagen und wer jetzt glaubt, dass das ganz schön düstere Zukunftsaussichten sind, verkennt die Situation. Wir in Hotellerie und Gastronomie sind schon jetzt von den Auswirkungen der VUKA-Welt voll und ganz betroffen! Wir bekommen keine Mitarbeiter mehr, neue gesetzliche Bestimmungen bestimmen interne Prozesse und eine Plattform wie Airbnb, die aus dem Nichts kommt, hat das Zeug eine ganze Branche ins Wackeln zu bringen.

Auch in Zukunft erfolgreich zu sein, bedeutet also in erster Linie anpassungsfähig und beweglich, also AGIL zu sein. Während aber die ganze Welt von agilen Arbeitssystemen, Teams und Prozessen spricht, ist unsere Branche hingegen erschreckend unbeweglich. Wir diskutieren immer noch darüber, ob wir Mitarbeiter und deren Arbeit mehr anerkennen müssten oder Arbeitsbedingungen verändern sollten. Das ist als würden wir mit einem Schlauchboot auf die Niagarafälle zurasen und darüber diskutieren, wie tief wir die Paddel ins Wasser tauchen wollen.

Was wir tatsächlich brauchen, ist eine wirkliche Richtungsänderung. Ob das nun so sein muss wie manche „Agilisten“ postulieren, also dass wir Führung abschaffen und alle Teams nur noch selbstorganisierend arbeiten lassen, daran lässt sich meines Erachtens zweifeln. Sich in den Outlook-Kalender eine tägliche Erinnerung zu schreiben, die Mitarbeiter mal anzuerkennen, ist aber definitiv zu wenig.

Die entscheidende Frage ist, wie wir Mitarbeiter bekommen, halten und mitnehmen wollen in dieser Welt, in der Veränderung der Normalzustand ist. Als kleine Kulturrevolution sind zumindest drei Sofortmaßnahmen erforderlich:

1.Um agil zu werden, muss „Lernen“ einen neuen Stellenwert in jedem Betrieb bekommen. Egal ob im Briefing, in abteilungsübergreifenden Projektgruppen oder mit Videopodcasts. Tägliches Besserwerden und Wissensaustausch erfordert eigene Plattformen. 2.Führung nach „Command and Control“ braucht endlich eine Bankrotterklärung! Die Führungskraft muss in der sich verändernden Welt zum Mentor und Coach für die Mitarbeiter werden. 3. Der Mitarbeiter als „Aufgabenerfüller auf Anweisung“ ist ein Auslaufmodell. Und das bis zur Rezeption, in der Küche oder am Frühstücksbuffet. Wir brauchen die Kraft jedes Mitarbeiters um auf Veränderungen beherzt reagieren zu können. Die individuellen Stärken jedes Mitarbeiters zu erkennen, zu fördern und an der richtigen Stelle im Unternehmen zu nutzen, wird zukünftig unverzichtbar sein.

 

Wir müssen aufhören, über Fachkräftemangel zu klagen oder uns in den sozialen Netzwerken über Veganer oder Glutenunverträglichkeit herablassend zu äußern und endlich beweglich und anpassungsfähig in dieser VUKA-Welt werden!

Frank Simmeth

Frank Simmeth ist zertifizierter INLPTA Trainer, ECA Lehr-Coach, Buchautor und Kolumnist. Seit 2003 ist er erfolgreich als selbständiger Trainer für Gastronomie und Hotellerie tätig und begeistert in seinen lebendigen und abwechslungsreichen Seminaren Mitarbeiter wie Führungskräfte gleichermaßen.

Zertifiziertes Lerninstitut

Simmeth-Training ist ECA zertifiziert und zweifacher Finalist des Europäischen Trainingspreises.

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